Sonntag, 15. August 2010

Kein Gedicht.

Oder: wie ich die Ewigkeit definiert habe 

Ich vermisse dich. Wirklich. Von ganzem Herzen. In diesem jetzigen Moment der vollkommenen Einsamkeit würde ich nach draußen rennen und einfach nur heraus schreien wollen wie sehr ich dich liebe. Die Intensität eines solchen Gefühls merkt man nämlich nur in genau diesen Augenblicken. Geweint habe ich schon. Gestern Abend im Bett. Heute früh im Bad. Vorhin beim Duschen. Ach, und jetzt auch schon wieder. Gerade eben. Vor zwei Sekunden lief die letzte Träne noch meine Wange herunter. Ein bisschen Lächeln musste ich schon. So viel getrunken wie ich heute schon verweint habe - das ist nicht möglich. Wo kommt all das Wasser dann her? 
Wäre ich nun poetisch, müsste ich sagen: Aus meinem Herzen. Aber wären die Tränen dann nicht rot? Oder kann das Herz auch Wasser pumpen? Dann wäre es doch bereits leer. Und ich tot. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich genau so fühle. Ja. Leer stimmt irgendwie. So fühlt es sich wahrscheinlich später mal an, wenn einer den anderen verlässt. Nur schlimmer. Du fehlst hier. Ich kann dich nicht hören. Nicht sehen, nicht riechen. Vor allem nicht berühren und mit dir sprechen. Sonst ist es immer so, dass ich nach Hause komme und meine Sachen deinen Duft tragen. Ja, ich trage deinen Duft als Kleidung. Der fehlt aber, weil ich dich schon so lang nicht mehr gesehen habe. Gerüche verschwinden. Wie eigentlich alles im Leben. Ein kleiner Windhauch – weg. Wo geht der dann überhaupt hin? Mein Fenster ist doch zu. Wo kommt der Wind her? Und warum riecht mein Zimmer nicht schon längst nach dir? Weshalb bist du so vergänglich? Schau, gerade hab ich noch an dich gedacht und schon wurdest du von Gedanken an Wind und Duft verdrängt. Wie einfach das geht. Traurig. Niemals möchte ich das Gefühl kennen lernen müssen, dass ich nicht mehr an dich denken kann. Dass ich mich nicht mehr an all die kleinen Details erinnere. Die Art wie du guckst, wenn du nachdenkst. Oder wenn ich dich mal wieder verwirre. Das sind alles so feine Unterschiede, dass dich jeder Ausdruck zu einem neuen Menschen werden lässt. Immer wieder schaue ich dich an und verliebe mich von neuem. Nichts fällt mir leichter. Außer dich gerade in diesem Augenblick zu vermissen. Für einen Augenblick ist es eigentlich schon zu lang aber für die Unendlichkeit zu kurz. Irgendwas dazwischen eben. 
Ein Blick auf die Uhr. Spät. Man, die Zeit zieht sich so lang wie ein Kaugummi, auf den ich trete und der gleichzeitig an meinem Schuh und am Boden haftet. Grauenhaft. Darf ich nun diese Menge von Stunden als unendlich bezeichnen? Sicherlich nicht und trotz allem kommt es mir so vor. Seltsam, wie das Zeitempfinden auf Grund eines einzigen Gefühls plötzlich derart gestört wird. Und warum? 
Ja klar. Weil ich dich so dermaßen vermisse, dass es schon beinahe weh tut. Ich würde es zumindest so umschreiben, auch wenn ich keinen Schmerz empfinde. Unser Wortschatz ist schon ziemlich beschränkt, wenn man Wörter wie 'vermissen', 'Sehnsucht' und 'Liebe' mit 'Schmerz umschreiben oder darstellen muss. Gibt es denn da nichts besseres? Ehrlicheres? Mir tut nichts weh; du fehlst mir einfach nur! Deswegen muss ich doch längst zu keinem Arzt. Was soll das? Wer sagt mir denn, dass es besser wird? Ja. Doch. Es ist eine Ewigkeit. Anders kann ich es nicht sagen. Liebe ist Ewigkeit und Sehnsucht auch. Ewigkeit ist eben genau das, was zwischen Augenblick und Unendlichkeit kommt. 
Ich vermisse dich für die Ewigkeit. Ich liebe dich für eine Ewigkeit. Das klingt doch schön. Beinahe schon poetisch. Auch ohne Herz-Schmerz-Tränen Reime.
An die Liebe...

1 Kommentar:

Juni hat gesagt…

es war wunderschön zu lesen <3